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Aktuelles

Keine Abfütterung von Hungrigen

Zwischenbilanz der Reutlinger Vesperkirche nach zwei Wochen Betrieb:

Bis zu 330 Essen werden jeden Tag bei der Reutlinger Vesperkirche verteilt, mit bislang einem Ausreißer: Am vergangenen Sonntag waren es sogar 370 Mahlzeiten, mit denen die Gäste an den Tischen in der Nikolaikirche bedient wurden. Wie in einem Restaurant. Oder in einem Gasthaus. Das Essen von der Bruderhaus-Diakonie wird laut Jörg Mutschler sehr gelobt, doch er hebt beim Pressegespräch am gestrigen Montag mahnend den Zeigefinger: „Das hier ist keine Armenspeisung und auch keine Abfütterung von Hungrigen.“ Als Vesperkirchenpfarrer bestehe er auf die Betonung, „dass es hier um Begegnung geht, um das Miteinander“.

Die Hälfte der Reutlinger Vesperkirche ist bereits vorbei, nach schleppendem Start hat sich laut Dr. Joachim Rückle die Zahl der verteilten Essen auf dem Stand vor drei Jahren, vor Corona, stabilisiert. Täglich stehen für die Ausgabe, Verteilung, das Wiedereinsammeln des Geschirrs rund 30 Ehrenamtliche zur Verfügung. Insgesamt hatten sich 260 Menschen gemeldet, um auch dieses Jahr erneut in der Vesperkirche zu helfen. Zuversichtlich stimme laut Rückle auch der Stand der Spenden, die bislang eingegangen sind, so der Geschäftsführer des Reutlinger Diakonieverbands. „Das Geld wird wohl reichen, um die Kosten decken zu können, die auch bei der Vesperkirche deutlich gestiegen sind.“

Die zusätzlich eingerichtete „Wärmestube“ in der Unteren Gerberstraße mit 50 Plätzen werde gut angenommen. Die GWG hat die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt, eine gute Sache, betonten Rückle wie auch Tanja Kirchner als regelmäßige Besucherin der Vesperkirche. „Ich komme vor allem an den Wochenenden“, betonte sie. „Es ist gut, hier Leute zu sehen und sich mit ihnen unterhalten zu können.“ Joachim Rückle unterstrich das noch einmal: „In den 2,5 Jahren Corona gab es viel Einsamkeit, jetzt ist das Miteinander wieder möglich, es tut gut, wieder Menschen zu treffen.“

Niklas Kahnert arbeitet zur Zeit als FSJ’ler im Reutlinger Krankenhaus, hat gestern aber auch sehr gerne in der Vesperkirche geholfen: „Ich bin das erste Mal dabei, die gute Laune im Team ist toll.“ Wichtig finde er, dass der Blick mit der Vesperkirche auf das Thema Armut gelenkt werde, mit dem er sonst keine Berührungspunkte hat. „Hier kommt man mal aus seiner Bubble raus und es macht viel Spaß sich einzubringen“, so Kahnert.

Sara Mbak ist in der Sozialberatung des Diakonieverbands tätig und drei bis viermal pro Woche in der Vesperkirche präsent: „Nach zwei Wochen ist schon spürbar, dass durch den Kontakt hier die Brücke zwischen Vesperkirche und dem Büro in der Planie geschlagen wurde.“ Mbak habe es bei den Begegnungen mit den Menschen mit vielen Problemlagen zu tun, „es geht um Krankheiten, fehlende Finanzen und viele sind einsam“. Insgesamt seien die Gäste aber sehr dankbar, dass sie in der Vesperkirche einen Ort gegen die Einsamkeit fänden. Zumindest für vier Wochen. Erfreut zeigte sich auch Vesperkirchenpfarrer Mutschler, dass jeden Tag in den Spendenboxen rund 250 Euro eingehen.

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Veranstaltungen in der Vesperkirche

Alle Veranstaltungen sind kostenlos, Spenden sind willkommen